Lipödem & Medical Gaslighting

Medical Gaslighting: Wenn Patientinnen mit Lipödem nicht ernst genommen werden

Viele Frauen mit Lipödem hören Sätze wie: „Das bisschen Fett gehört zum Frausein dazu“. Solche Aussagen zeigen ein ernstes Problem im Gesundheitssystem: Beschwerden werden bagatellisiert oder fehlgedeutet. Dieser Mechanismus wird als Medical Gaslighting bezeichnet. Gemeint ist damit das Herunterspielen oder Ignorieren von Symptomen durch medizinisches Fachpersonal – häufig mit gravierenden Folgen für die Betroffenen. Therapien beginnen zu spät oder finden gar nicht statt, während Patientinnen gezwungen sind, um die Anerkennung ihrer Beschwerden zu kämpfen.

Warum kommt es zu Medical Gaslighting?

Wichtig ist: In den meisten Fällen steckt keine Absicht dahinter. Vielmehr handelt es sich um Fehleinschätzungen, die durch mehrere Faktoren begünstigt werden:

  • Zeitdruck: Ärztinnen und Ärzte haben in vielen Praxen nur wenige Minuten pro Patientin. Für eine gründliche Anamnese oder eine umfassende Untersuchung bleibt kaum Raum.
  • Unzureichende Untersuchungen: Oberflächliche Diagnostik kann dazu führen, dass Ursachen übersehen werden. Besonders bei unspezifischen Symptomen verstärkt sich dieses Risiko.
  • Ungleichgewicht im Vertrauensverhältnis: Ärztliche Autorität wirkt oft einschüchternd. Viele Patientinnen hinterfragen Diagnosen nicht und beginnen sogar, an sich selbst zu zweifeln.


Viele Frauen mit Lipödem hören Sätze wie: „Das bisschen Fett gehört zum Frausein dazu“. Solche Aussagen zeigen ein ernstes Problem im Gesundheitssystem: Beschwerden werden bagatellisiert oder fehlgedeutet. Dieser Mechanismus wird als Medical Gaslighting bezeichnet. 

Medical Gaslighting im Kontext von Lipödem

Gerade beim Lipödem tritt dieser Effekt häufig auf, da die Krankheit lange Zeit wenig erforscht war und Betroffene nicht selten vorschnell mit „Übergewicht“ gleichgesetzt werden. Hinzu kommt das Problem des Fat Shaming: Frauen werden deutlich häufiger wegen ihres Körpers bewertet und diskriminiert – sowohl im Alltag als auch in der medizinischen Versorgung.


Was bedeutet Gaslighting überhaupt?

Der Begriff stammt ursprünglich aus der Psychologie und beschreibt eine Form von Manipulation, bei der Betroffene gezielt verunsichert werden. In der Medizin zeigt sich dies, wenn Beschwerden als „normal“ oder „nicht so schlimm“ abgetan werden. Das kann dazu führen, dass Patientinnen ihre eigenen Symptome infrage stellen.


Was können Betroffene tun?

Wer den Eindruck hat, nicht ernst genommen zu werden, sollte sich bewusst machen: Dieses Phänomen existiert. Aussagen wie „Das liegt an der Psyche“ oder „Schmerzen gehören eben zum Älterwerden“ ersetzen keine ernsthafte Diagnose. Hilfreiche Schritte sind:

  • Vertrauen in die eigene Wahrnehmung stärken
  • Eine Zweitmeinung einholen, besonders bei Verdacht auf Lipödem
  • Austausch mit anderen Betroffenen suchen, um die eigene Situation besser einschätzen zu können


Fazit

Medical Gaslighting ist ein reales Problem, das viele Frauen mit Lipödem betrifft. Es ist wichtig, die Signale des eigenen Körpers ernst zu nehmen und sich nicht abwimmeln zu lassen. Nur durch Aufklärung, Selbstbewusstsein und den Mut, medizinische Einschätzungen zu hinterfragen, können Fehldiagnosen vermieden und rechtzeitig die richtigen Therapien eingeleitet werden.